Stadtpost Neu-Isenburg 3-05
"Erschreckend gut"
Das Seminar für Kleinkinder ist zu Ende
(km) Vor kurzem berichteten wir über ein Seminar in Sicherheits- und Konfrontationstraining, das die Kommunikationstrainerin Monika Baumgartl für Kinder zwischen fünfeinhalb und sieben Jahren in der Buchenbuschhalle hielt. Vier mal zwei Stunden hat das Seminar gedauert, und die StadtPost hat sich dafür interessiert, was die Kinder in diesem Seminar gelernt haben. Auch viele Eltern fanden sich ein (manche waren jedes Mal dabei), als es zum Schluss eine kleine Demonstration der Themen gab, die in den vergangenen vier Wochen durchgegangen wurden.
Was tut ein Kind, wenn größere Kinder es bedrohen? Dann bittet es höflich einen Erwachsenen oder eine Erwachsene um Hilfe. Wenn der Betreffende nicht will, fragt man jemand anders. Wenn aber jemand seine Hilfe anbietet und das Kind bittet, mitzukommen? Was macht es dann? Es schreit laut: „Ich will das nicht!“ und reißt sich los, wenn der Fremde es anfasst. Das gilt auch für nette alte Opas, die angeblich krank sind und bitten, sie doch nach Hause zu bringen. Monika Baumgartl hat das mit Handpuppen vorgeführt, und die Opa-Puppe sieht wirklich lieb aus. Dennoch schreien die Kleinen laut „tu’s nicht!“, als die Kinderpuppe tatsächlich mit dem alten Mann mitgehen will.
Was muss man tun, bevor man mit einem anderen mitgeht? „Immer die Mama oder den Papa fragen“, haben sie gelernt und: „Ausnahmen gibt es nicht“. Nur eines klappt an diesem letzten Tag nicht gleich: Kinder sollten nie reagieren, wenn sie aus einem Auto angesprochen werden. „Sonst nimmt euch der Mann oder die Frau mit und verhaut euch“, sagt Monika Baumgartl. (Dass Erwachsene oft weit Schlimmeres als „Haue“ im Sinn haben, wird in diesem Kurz verständlicherweise nicht behandelt. Die kleinen Teilnehmer sollen sich das Unangenehme vorstellen, das sie kennen). Mehrmals wird geprobt, dann haben die Kinder auch diese Aufgabe verstanden.
In der Zwischenzeit füllen die Eltern Fragebögen zu diesem Kurs aus, die Monika Baumgartl verteilt hat, weil sie erfahren will, ob sie noch etwas verbessern kann.
Wir haben einige Eltern gefragt. „Frau Baumgartl macht das professionell“, sagt Anita S., „man lernt auch als Erwachsener was“.
Und Marion S., Mutter einer knapp Sechsjährigen, meint: „Man wird supersensibel für sein Kind und die Gefahren, die ihm drohen könnten“. Was beide übereinstimmen berichten: Natürlich haben sie ihre Kinder auf Gefahren angesprochen, die durch Fremde auf sie zukommen können, und ihnen gesagt, wie sie sich verhalten sollen. Aber, so Marion S., „wenn das eine Respektsperson in der Gruppe sagt, wir das anscheinend besser angenommen.“
Frank S., dessen Sohn sieben Jahre ist, ist sicher, „dass bei meinem Kind etwas hängen bleibt.“
Was er etwas schwierig findet: Dass sein Sohn begreift, wo Höflichkeit angebracht ist, wo eine Abwehrhaltung. Auf jeden Fall empfiehlt er das Seminar weiter. Eine Mutter fand das Seminar „erschreckend gut“, erschreckend deshalb, weil sie festgestellt hat, wie leicht es ist, Kinder zu verführen.