Taunuszeitung vom 8.9.08
Selbstbewusstsein schützt vor Gewalt und Erpressung
Schloßborn.
«Hauuuuuuuu aaaaaaaab», ohrenbetäubend laut schreien die Kinder Monika Baumgartl an und schlagen auf das Kissen in ihrer Hand. Allein der Lärm könnte einen Angreifer in die Flucht schlagen, und genau damit wäre der Zweck der Übung erfüllt.
Im Kindergarten Marienruh in Schloßborn war ein Sicherheits- und Konfrontationsseminar für Kinder im Vorschulalter und Erstklässler.
Monika Baumgartl bietet Seminare für «Geschützte Kommunikation». «Die Schwerpunkte des Trainings mit den Kindern sind Verhaltensweisen gegenüber Fremden aber auch gegenüber ,netten Bekannten‘ oder der Umgang bei Bedrohung oder Erpressung durch aggressive andere Kinder», erklärt Baumgartl und führt weiter aus, dass es nicht so sehr um körperliche Verteidigung ginge, sondern mehr um ein selbstbewusstes Auftreten. «Es geht um die Stärkung des Selbstvertrauens.
Kinder müssen sich in vielen Situationen behaupten und vor allem auch lernen, Situationen richtig einzuschätzen», so die Trainerin. Monika Baumgartl weiß aus ihrer Arbeit, dass Eltern über die Schicksale verschwundener oder missbrauchter Kinder oft aufgeschreckt sind und sich fragen, welche Schutzmöglichkeiten es eigentlich gibt.
«Wir dürfen dabei allerdings nicht übersehen, dass die meisten Kinder, die Opfer von Gewalt werden, nicht von ,Fremden im Park‘ sondern von bekannten Personen, denen sie vertrauen, belästigt werden.» Und:
«Menschen, die einmal mit den Eltern gesprochen haben, werden nicht mehr als fremd definiert.
Kinder dürfen aber mitteilen, dass sie nicht von jedem angefasst oder geküsst werden möchten.» Sie sollen lernen, in solchen Situationen freundlich aber bestimmt Grenzen zu setzen. Allerdings soll dem Nachwuchs auch vermittelt werden, dass es für ihn eigene Grenzen gibt, nämlich Absprachen und Regeln mit Eltern und Lehrern einzuhalten. Die Verlässlichkeit auf den eigenen Nachwuchs gibt auch den Eltern eine enorme Sicherheit.
An vier Terminen à zwei Stunden haben die Kinder an dem Training teilgenommen. Sabine K., selbst Mutter, organisiert das Training in regelmäßigen Abständen. «Es wird immer sehr gut angenommen. Die Nachfrage ist groß», berichtet sie. Unterstützung erhält sie vom Glashüttener Jugendpfleger, Matthias Schlossarek.
Dieser hat schon ein weiteres Selbstbehauptungs-Seminar mit Monika Baumgartl in Glashütten angesetzt. Diesmal allerdings für Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren.