Löhnberg-Niedershausen, 03.01.2011- Andreas Böttig
Selbstbewusst gegen Angreifer wehren
Seminar in Niedershausen schult Jungen und Mädchen - auch zur Abwehr sexueller Übergriffe
Löhnberg-Niedershausen. "Lass los!", schreit die sechsjährige Aileen die große Frau an, von der sie gerade fest am Pullover gepackt und beschimpft wurde. Dabei blickt das Mädchen der Angreiferin, die erschrocken zurückweicht, entschlossen in die Augen.
Es ist nur eine Übung, die Kommunikationstrainerin Monika Baumgartl derzeit mit 13 Vorschulkindern des Kindergartens "Kleine Strolche" Niedershausen und drei Kindern aus dem Löhnberger Kindergarten "Habakuk" durchführt.
Doch aus dem lustigen Spiel kann schnell Ernst werden, wenn kleinere Kinder von größeren attackiert werden. Auf solche Situationen bereitet die Trainerin für "Geschützte Kommunikation" ihre kleinen Seminarteilnehmer vor. Nicht mit erhobenem Zeigefinger und lehrreichen Sprüchen, sondern altersgemäß spielerisch, mit einer gehörigen Portion Humor und festen Regeln.
Ihr Ziel ist es, den Kindern Selbstvertrauen und Stärke zu vermitteln. Der Einsatz von Körpersprache, Mimik und Tonfall spielt dabei eine zentrale Rolle und wird geschult.
Auch andere Themen gehören zum Seminar, wie das Verhalten gegenüber Fremden, die Kinder aus dem Auto heraus ansprechen oder der Umgang mit dem "netten Bekannten", der vorgibt, Hilfe zu benötigen.
Das Seminar findet an vier Vormittagen jeweils zwei Stunden lang im Theodor-Fliedner-Haus Niedershausen statt. Weiteres Thema ist Abgrenzung und Selbstschutz bei sexueller Belästigung. Dieses Thema wird mit Hilfe von Handpuppen, die Monika Baumgartl als "Assistenten" fungieren, sehr behutsam vermittelt.

Wie Abwehr möglich ist, sollen die Kinder bei Monika Baumgartl lernen, ohne dass sich dabei Angst aufbaut. Sie sollen spielerisch immer wieder die Regeln üben, um Mechanismen zu entwickeln, die im Augenblick der Gefahr zum Schutzschild werden.
Eine Besonderheit des Kurses ist, dass die Anwesenheit von Eltern und Erzieherinnen nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht ist. *
"Eltern haben einen Anspruch darauf, zu wissen, was im Rahmen eines solchen Seminars besprochen und geübt wird", sagt Baumgartl.
Astrid Schaffarz hat den Kontakt zu Monika Baumgartl hergestellt und für das Zustandekommen des Seminars gesorgt.
Die Leiterin des Kindergartens "Kleine Strolche" Niedershausen ist von dem Programm begeistert: "Ich halte es für ausgesprochen wichtig, dass ein solch sensibles Thema wie sexuelle Belästigung heutzutage möglichst früh angesprochen wird und die Kinder entsprechend darauf vorbereitet werden."
Für Gefahren sensibilisieren
Durch ihre Professionalität gelinge es Monika Baumgartl ausgezeichnet, die Kinder zu sensibilisieren und ihnen nicht nur die Gefahren zu vermitteln, sondern auch Lösungswege und Abwehrmechanismen aufzuzeigen. Das Seminar sollten alle Löhnberger und Niedershäuser Vorschulkinder jedes Jahr besuchen sollten, findet die Kindergartenleiterin.
Viele der anwesenden Eltern teilen diese Ansicht. Wurde ihnen doch bewusst, wie erschreckend einfach es oft ist, das Vertrauen von Kindern zu erschleichen - aber auch, dass es Möglichkeiten gibt, sein Kind zu schützen.
*Zusehen ist kein „muss“.