15 Wallauer Schüler nahmen an einem Konfrontationskurs teil (3. , 4. und 5. Klasse )
Sich gegen Fieslinge wehren lernen.
Biedenkopf-Wallau.
„Nein, Hau ab, verpiss Dich“, ruft Sina und tritt dabei jedes Mal mit voller Wucht gegen einen Handschuh. Den hat Monika Baumgartl fest in der Hand. Sie animiert die Kinder: „Ruft, schreit, sagt, wenn ihr etwas nicht wollt und, wenn gar nichts anderes hilft, wehrt euch.“ Und genau das gelingt den 15 Kindern in der Wallauer Mittelpunktschuleauch.
Saßen zu Beginn des Sicherheits- und Konfrontationstrainings mit der Aarbergenerin Monika Baumgartl noch eher schüchterne Mäuschen in der Runde, entwickelten sich die 8-12-jährigen Schüler, die freiwillig zwei Tage in der Schule verbrachten, zu brüllendenLöwen.
Vier Methoden sollten Kinder in Betracht ziehen, wenn sie von jemand anderem bedroht oder belästigt werden. „Wegrennen ist das Klügste“, sagt Nadine. „Einen anderen um Hilfe bitten kann man auch“, weiß Hanna. „Um Hilfe rufen“, fügt Anna-Lena hinzu und Jens demonstriert das gleich lautstark. Jonathan, der über die Schule vom Seminar erfahren hat, weiß Methode vier: „Einfach lass michinRuhesagen.“
Wenn man direkt, vielleicht von einem älteren Schüler, bedroht wird, können die Kinder das meist noch gut erkennen. „An der Körpersprache des Angreifers kann man zum Beispiel sehen, ob er ein schwacher oder ein starker Gegner ist“, erklärt Carolina. „Wenn einer mir nicht in die Augen guckt, nervös hin und her wackelt oder mit leiser Stimme spricht, ist er sich sehr unsicher“, erläutert Monika Baumgartl, die die Seminare für „Geschützte Kommunikation“ entwickelt hat.
Doch schwieriger wird es bei der Definition eines „Fieslings“ oder eines „Fremden“. „Welchen Beruf hat ein Fiesling?“, will Monika Baumgartl wissen. „Kapitän, Arbeitsloser oder so“, schallt es zurück. „Und wie alt ist ein Fiesling?“, fragt die Seminarleiterin. „50, 70, 18, das sind alte Knacker...“ antworten die Kinder. „Ihr habt also keine Ahnung und das ist auch völlig normal“, beruhigt Monika Baumgartl ihreRunde.
Auch ein heikles Thema packen die Kinder an diesem Wochenende, übrigens im zweiten von Monika Baumgartl veranstalteten Seminar an der Wallauer Schule, an. „Sexueller Missbrauch geht oft nicht von Fremden aus und es betrifft die meisten unserer Kinder nicht“, so die erfahrene Trainerin. Doch ein Thema muss es trotzdem sein.
Baumgartl schafft es, die völlig normale Blockade zu diesem Thema in den Kinderköpfen zu lösen. Nicht nur Yannik weiß nun: Wird man angefasst, fotografiert oder angesprochen, müssen Kinder solche Begebenheiten unbedingt weiter erzählen. „Denn wenn man nichts sagt, dann kommt der Fiesling immer wieder“, so Yannick.
Auch die Eltern der Seminar-Kinder zeigen reges Interesse. „Hauen und laut reden“ hätten sie gelernt, berichtet eine Mutter von den Erzählungen ihres Kindes nach dem ersten Tag. Dass die Kinder nun aus sich herausgehen, Selbstvertrauen bekommen, wertet eine andere Mutter als tollenErfolg.