Frankfurter Neue Presse 11.08.2008
Auch freundliche Leute verdienen „Nein“
Steinbach. Dass es verschiedene Arten gibt, sich zu verteidigen, ist Inhalt des Selbstbehauptungskurses für Kinder, der von Monika Baumgartl durchgeführt wird. Initiiert wurde der Kurs durch Inge Michaelis, Leiterin des Amts für soziale Angelegenheiten.
Und an der großen Zahl der Anmeldungen wurde deutlich, dass die Nachfrage nach solch einer Hilfestellung sehr groß ist.
Für den vier mal zwei Stunden dauernden Kurs wurden insgesamt 18 Jungen und Mädchen zwischen fünf und sieben Jahren angemeldet – und auch viele Eltern zeigten Präsenz. Schließlich konnten auch sie hier Tipps erhalten, wie sie ihr Kind fit machen können, um den Gefahren des Alltags zu widerstehen.
«Die Jungen und Mädchen sind in einem schwierigen Alter. Sie kommen vom Kindergarten in die Schule», erklärte die Kursleiterin. In der einen Einrichtung seien sie die «Großen», und in der anderen sind sie plötzlich «nur» noch die «Kleinen». Das müsse ein kindliches Selbstbewusstsein erst einmal verarbeiten.
Am ersten Nachmittag ging es unter anderem darum, auch freundlich klingenden Menschen eine deutliche Absage zu erteilen. «Kannst du mal bitte herkommen?», fragte Monika Baumgartl ein Kind nach dem anderen mit einschmeichelnder Stimme.
Gefordert war dann ein selbstbewusstes «Nein!». Im Anschluss an die Übung, in der es darum ging, mit «Lass mich los!» Abgrenzung und Selbstbehauptung gegen aggressive Kinder zu zeigen, stellte eine Mutter fest: «Ich habe meinen Sohn heute von einer neuen Seite kennengelernt. »Denn der sonst schüchterne Junge hatte eine selbstbewusste Stimme an den Tag gelegt: «Dass er so klingen kann, hat er vermutlich selbst nicht gewusst.»
Auch andere Eltern zeigten sich überaus erfreut:
«Ich kann förmlich sehen, wie meine Tochter bei Belästigungen das Gelernte ein- und ihre Nettigkeit abbaut», stellte eine weitere Mutter fest, und ein Papa sagte:
«Es ist erstaunlich, wie kindgerecht das Thema vermittelt wird und dass sogar die schüchternen Kinder Erfolgserlebnisse haben.»
Und die Kinder, die sichtlich Spaß daran hatten zu erfahren, wie man sich gekonnt zur Wehr setzen kann, meinten: «Man muss auf jeden Fall probieren, sich zu wehren.»
Weiter geht es mit dem Kurs in den kommenden drei Wochen: «Dann will ich den Kindern vermitteln, dass man auch jemanden um Hilfe bitten kann», kündigte Baumgartl an.
Sich einem Gruppendruck stellen oder die Aufforderung: «Deine Mutter hat gesagt, ich soll dich abholen», kritisch zu beleuchten wird ebenfalls thematisiert.
«Die Kinder müssen lernen, dass sie selbst dann nicht in ein fremdes Auto einsteigen dürfen, auch wenn ein Freund es sagt», so Baumgartl, denn so etwas müsse immer erst mit Mama und Papa besprochen werden.
Wichtig ist der Trainerin, den Heranwachsenden diese Themen spielerisch zu vermitteln: «Sie sollen dabei Spaß und Erfolg haben.»